Wird die versprochene Fahrradstraße am Viktualienmarkt beerdigt?

Pressemitteilung

Im November 2015 hatte der Stadtrat beschlossen, im Zusammenhang mit der Sperrung des Marienplatzes eine „Alternativroute“ über die Sparkassenstraße und die Kustermannfahrbahn am Viktualienmarkt einzurichten. Dazu wurde entschieden, die Kustermannfahrbahn in eine Fahrradstraße umzuwidmen.

In der Sitzung des Ausschusses für „Arbeit und Wirtschaft“ am Dienstag, 5. Juli, soll nun jedoch unter dem Tagesordnungspunkt „Buslinienführung am Marienplatz“ beschlossen werden, die dortige Fußgängerzone bis auf weiteres beizubehalten. Denn die Münchner Verkehrs-Gesellschaft (MVG) hat erhebliche Sicherheitsbedenken, mit Bussen eine Fahrradstraße zu durchfahren.

Der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) München, Andreas Groh, bemerkt hierzu verärgert: „Obwohl eine ‚attraktive und zügige‘ Umfahrung des Marienplatzes versprochen und vom Stadtrat beschlossen wurde, bleiben Radler damit ausgebremst. Denn dort müssen sie weiterhin eine lange Strecke in Schrittgeschwindigkeit fahren und das schon seit vier Monaten.“

Auch ist die Stellungnahme der MVG nicht nachvollziehbar. Dazu Martin Glas, 1. Vorsitzender des ADFC München: „Alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere Kraftfahrer, müssen sich gemäß Paragraph 1 der Straßenverkehrs-Ordnung jederzeit so verhalten, dass eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Und das nicht nur in Fahrradstraßen.“ Sowohl die Rechtsabteilung des Kreisverwaltungsreferats (KVR) als auch ein extra beauftragter Gutachter widersprechen daher der von der MVG angeführten Argumentation.

Glas stellt sich die Frage, „warum erst drei Monate nach dem Beschluss über die Sperrung des Marienplatzes ‚im Auftrag des Oberbürgermeisters‘ an die MVG herangetreten wurde, um eine ‚haftungsrechtliche Verschlechterung‘ für den Linienbusverkehr zu prüfen“. Dies ist auch insofern verwunderlich, als die MVG zunächst noch von einer „guten Verträglichkeit von Bus- und Fahrradverkehr“ ausgegangen war und die Umwidmung in eine Fahrradstraße gefordert hatte. Sein Vorstandskollege Groh fragt sich, ob „Stadträte und Radler etwa von vorneherein getäuscht wurden?“

Die Beibehaltung der Fußgängerzone ist auch insofern fraglich, als sowohl die Regierung von Oberbayern als auch das KVR „vor dem Hintergrund des tatsächlichen Verkehrsaufkommens (zu viel Individual- und Lieferverkehr)“ die Beibehaltung „kritisch“ sehen. Glas sieht damit die bisherige Argumentation des ADFC Münchens bestätigt und erklärt: „Die Konzentration aller Verkehrsteilnehmer auf den Viktualienmarkt ist zu gefährlich, eine Entzerrung der Verkehrsströme auf mehrere Straßen deshalb dringend nötig.“

Das hohe Aufkommen unberechtigten Autoverkehrs auf der Kustermannfahrbahn ist nach Ansicht des ADFC vor allem dem mangelndem Kontrolldruck geschuldet. Denn die dort angeordneten Verkehrsbeschränkungen werden kaum überprüft.

Angesichts all dieser Dinge fordert der ADFC München erneut die Aufhebung der Sperrung am Marienplatz. Die derzeitige Beobachtung zeigt, dass die meisten Radfahrer trotz Verbots mit großer Rücksicht die Baustelle am Hugendubel-Haus passieren. Eine Sperrung ist daher nicht nötig. Groh hierzu: „Insgesamt zeigt sich, wie unausgegoren und unüberlegt der Vorschlag von Anfang an war, die Durchfahrt am Marienplatz für Radfahrer zu schließen. Nun treten die vielen negativen Konsequenzen immer deutlicher zu Tage. Niemand käme auf die Idee, eine baustellenbedingte Vollsperrung des Mittleren Rings mit der Begründung einer 'attraktiven Umleitung' zu beschließen, diese aber dann monatelang nicht einzurichten und schließlich klamm und heimlich zu beerdigen. Dies zeigt erneut, wie wenig wichtig in München der Radverkehr genommen wird – trotz ständiger anderer öffentlicher Verlautbarungen.“

 


 

Link zur Beschlussvorlage für die Sitzung des Ausschusses für „Arbeit und Wirtschaft“ am Dienstag, 5. Juli:
https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/ris_vorlagen_dokumente.jsp?risid=4081707

 

 

 

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